Vor kurzem bin ich im Internet wieder über etwas gestolpert, das mich erst stutzen ließ und dann sofort meine volle Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war eine unscheinbare Google-Werbung auf einer ganz normalen Shopping-Webseite, die absolut keine  anrüchigen Inhalte jedweder Art zeigte. Umso erstaunter war, ich dass auf einer allerwelts Seite eine von google eingespielte Werbung sah, die mit „getragene Slips – Der lukrative Nebenjob für Frauen Geld im Schlaf verdienen“.

Von der etwas fragwürdigen Grammatik einmal abgesehen war ich doch verwundert, dass  google Werbung für diese Art Produkte zulässt (wer sich ein bisschen mit der Thematik auskennt weiß, dass google in dieser Hinsicht katholischer als der Vatikan ist). Desweiteren verblüffte mich, dass diese „Dienstleistung“ in Deutschland überhaupt nachgefragt wird. Man kennt das Phänomen der getragenen Höschen ja eigentlich nur aus Japan, wo dieser Fetisch ein fester Bestandteil der hiesigen Kultur ist und dafür sogar Automaten an öffentlichen Plätzen aufgestellt werden, um jederzeit Zugriff auf frische Ware gewährleisten zu können.

getragene höschen

Ist meine Buchs auch soviel wert?

Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, auf die vielversprechende Werbung zu klicken. Wer verdient sein Geld denn nicht gerne im Schlaf. Sollte das wirklich funktionieren, würde ich innerhalb kürzester Zeit zum Multimillionär werden, ohne meinen Lebensstil ändern zu müssen. Vielleicht ließe sich die Problematik „Frauen“ ja irgendwie umgehen. Der Klick führt zu einer sehr nüchtern gehaltenen Webseite mit der passenden Überschrift „Neu im Business? Kein Problem – Diese Seite soll euch beim Einstieg in das Höschenbusiness helfen…“. Aha, jetzt wirds spannend. Ich lerne, dass Crazyslip das  größte Netzwerk für den Verkauf von getragener Wäsche ist und jeder Anbieterin einen Full-Service anbietet, um direkt ohne hohe Werbekosten und anonym mit dem Verkauf von Slips Geld zu verdienen. Besonders beeindruckt mich der Claim, mit dem Crazyslip wirbt: sell your smell! Das ist sogar fast besser als Nike´s Just do it!

Desweiteren wird erklärt, dass der Höschenfetisch in Deutschland sich einer stets wachsenden Beliebtheit erfreut und dass sich bei  Crazyslip sich täglich über 1.000 Liebhaber von getragener Wäsche herum „tümmeln“. Schön ist auch folgender Satz zu lesen: „es ist auch für sie ein schönes Gefühl andere Männer mit Ihrem Duft glücklich zu machen und ein positives Feedback zu erhalten“. Sprich: frau tut also nicht nur etwas für ihr Taschengeld sondern auch noch gleich etwas fürs eigene Selenheil.

Als es dann zu den Verdienstmöglichkeiten im Höschenbusiness kommt bin ich dann doch etwas ernüchtert. Ca. 400 Euro sind im Monat drin. Kein Wort zu Anzahl der hierzu nötig zu tragen und verkaufenden Slips und ob das Arbeitsmaterial, also die Höschen gestellt werden oder ob man diese Unkosten von der fürstlichen Vergütung auch noch begleichen muss. Ich habe nicht weiter recherchiert was die getragene Unterwäsche im Verkauf dem Endkonsument kostet. Nehme aber an, dass die Margen gewiss höher liegen als beim klassischen Einzelhandel wie Woolworth oder kick, dem Textildiskont. Gut, der geringe Verdienst ließe sich auch mit den geringen Qualifikationen erklären, die für diesen Job nötig sind. Unterhosentragen  ist ja kein Lehrberuf und kann leicht on the job erlernt werden, so dieses nötige Know-how nicht sowieso schon durch frühkindliche Domestizierung spielerisch beigebracht wurde.

Ehrlich gesagt war ich alles in allem recht ernüchtert. Irgendwie hatte ich mehr erwartet als eine lieblos zusammengeschusterte WordPresseite mit ein paar Seiten informativer Texte. Ich bin mir nicht sicher, ob ein Webauftritt dieser Art reicht,  Damen zum verschicken ihrer Schmutzwäsche an Unbekannte zu animieren. Irgendwie erwartet man doch den USP (unique selling proposition), um beim Marketingdeutsch zu bleiben. Vielleicht mit dem Verkaufsversprechen „melden Sie sich heute noch an und gewinnen Sie ein 12 Monate jeden Monat ein 200 Euro Schuhgutschein für das Schuhgeschäft Ihrer Wahl“.  Soetwas zieht bei Frauen eigentlich immer. 🙂  Aber scheinbar funktioniert es ja, sonst hätte unser Höschen-Dealer ja kein Geld für die Werbeeinblendung ausgegeben.

Alles in alle scheint das Unterwäsche Business ein recht nüchternes Geschäft zu sein. Kein bisschen Glamour oder Sexappeal. Die Erwartungshaltung ist einfach höher. Sollte eine Leserin dennoch Interesse an einem etwas anderen Nebenjob haben kann sie gerne weiter Informationen sowie den Kontakt über diesen Link finden. Ich freue mich über interessante Ehrfahrungsberichte. 🙂

Also, seriös sieht der Laden ja aus.

Also, seriös sieht der Laden ja aus.

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